Um sich zu den gegenwärtig verlautbarten Positionen angemessen verhalten zu können, braucht es die Unvoreingenommenheit und Nüchternheit des wissenschaftlichen Blicks. Dabei hilft die Konsultation eines Standardwerks. Im komprimierten, aber in seinen Kernaussagen auch Nichtfachleuten verständlichen Handbuchstil stellt sich zwischen der bedrohlichen Situation und ihrer Betrachtung jene Distanz ein, die zur Wahrung des Subjekts, seiner Autonomie und Souveränität beiträgt. Wissenschaft leistet so gesehen dem Selbst essentielle Schützenhilfe. Freilich nur jene, die sich der Tagesaktualität nicht völlig ausliefert oder gar dem vermeintlichen Gebot der Stunde gehorchend unterwerfen muss. Wobei das völlige Aufgehen im Gegenwärtigen nur selten Zukunftstaugliches hervorbringt.

Über Covid-19 informierte ich mich im von Sebastian Suerbaum und anderen herausgegebenen Standardwerk >Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie<, genauer in dessen 2016 erschienener achter Auflage. Der Herausgeber ist Lehrstuhlinhaber an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität und Vorstand an deren Max von Pettenkofer-Institut. Suerbaum war von 2010 bis 2014 Präsident der >Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie<.

Zunächst konsultierte ich den Beitrag von J. S. Ziebuhr über >Coronaviren< (Suerbaum et al. 2016, 472-475). Wenn schon einmal im Standardwerk unterwegs, bezog ich ferner und – wie ich zugebe – auch des nervenkitzelnden Titels halber den Beitrag von J. H. Kuhn über >Biologische Waffen. Eine Herausforderung an Diagnostik, Therapie, Klinik und Prävention< in meine Lektüre ein (Suerbaum et al. a.a.O., 931-933). Bedenklich stimmte mich Tabelle 127,1 (Spalte 3), derzufolge es sich bei Coronaviren um potentiell waffenfähiges Material handelt. Ob die dortige Eingruppierung in die niedrigste Gefahrenstufe dem Stand allerneuester Forschung entspricht, kann ich nicht entscheiden. Die achte Auflage des Werks übernimmt die Klassifikation mindestens aus der 2012 erschienenen Vorgängerauflage.

Mein gegenwärtiger Wissensstand rührt nicht an meine grundsätzliche, wenngleich vorsichtige und der Gefahren bewusste Gelassenheit. Denn von Krieg ist längst die Rede. Sei es mit den Worten eines der Verzweiflung nahen italienischen Arztes oder denen des Präsidenten der Französischen Republik in seiner jüngsten Fernsehansprache. Ein wenig humanistische Bildung tröstet. Mir jedenfalls hilft, den inmitten der Bedrängnisse der Markomanneneinfälle im Feldlager an der Donau die >Selbstbetrachtungen< schreibenden römischen Kaiser und Philosophen Marc Aurel zu imaginieren.

Bleiben Sie gesund!

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